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Der "Bechdel-Test" - Sexismus in Hollywood?

Der sogenannte “Bechdel-Test” ist ein Hilfsmittel, mit welchem man die Repräsentation von Frauen in fiktionalen Werken beurteilen kann.

Dies geschieht, indem festgestellt wird, ob in der Arbeit mindestens zwei weibliche Charaktere beinhaltet sind, welche sich unterhalten. Hierbei darf sich das Gesprächsthema nicht exklusiv um einen oder mehrere Männer drehen. Diese Kriterien scheinen sehr leicht und sehr schnell erfüllt, wenn man jedoch bedenkt, dass beispielsweise etwa die Hälfte aller Filme dem Bechdel-Test nicht standhalten, wird klar, dass etwas nicht stimmt.

Der Bechdel-Test ist somit ein modernes Werkzeug, mit welchem die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Ungleichheit der Geschlechter in fiktionalen Werken gerichtet wird.


Benannt ist der Test nach der amerikanischen Comiczeichnerin Alison Bechdel, welche in einem ihrer Comics aus dem Jahre 1985 den Test erstmals schriftlich festhält. Der hier abgebildete Ausschnitt aus Bechdels Comic-Serie “Dykes to Watch Out For”

(1983- 2008) definiert hierbei die drei Kriterien, welche erfüllt werden müssen, damit eine angemessene Repräsentation von Frauen stattfindet. “Dykes to Watch Out For”, was sich grob zu “Lesben, auf welche man achten sollte” übersetzen lässt, setzte sich als eine der ersten Comic- Serien weitreichend für Rechte von Homosexuellen und hierbei vor allem Frauen ein. Einer der beiden weiblichen Charaktere des Ausschnittes berichtet hierbei in einem Gespräch mit der anderen weiblichen Figur, dass sie Filme nur noch schaut, wenn sie diese drei einfachen, sich aufeinander aufbauenden, Kriterien erfüllen.


“Dykes to Watch Out For”

1. Es müssen mindestens 2 Frauen im Film sein (Manchmal gibt es das Zusatzkriterium, dass die Frauen Namen haben müssen).

2. Diese Frauen müssen sich unterhalten.

3. Das Gespräch darf sich nicht um einen Mann drehen.


Die fiktionale weibliche Figur merkt hierbei an, dass der letzte Film, den sie deshalb sehen konnte, “Alien” war; ein Science- Fiction- Horror- Film, welcher im Jahre 1979, und damit 6 Jahre vor diesem Comic, erschien. Hierdurch wird betont, welche tatsächlichen Missstände in Hollywood zu dieser Zeit herrschten, was die Geschlechtergleichheit betraf.

Der Bechdel-Test ist wie zuvor angesprochen jedoch nur ein Hilfsmittel. Er ist nicht essentiell, um den Wert eines Filmes festzustellen. Ein Film, der den Bechdel-Test nicht besteht, ist somit nicht direkt schlecht. Der Test ist vielmehr dazu da, um Konsumenten fiktiver Werke, in Form von beispielsweise Filmen, aber auch Büchern und ähnlichen Medien, diese aufmerksamer betrachten zu lassen. Wir sprechen nicht grundlos heute noch immer von einer Geschlechterungleichheit statt Gleichheit.


Wie bereits erwähnt ist ein fiktives Werk nicht automatisch schlecht, wenn es den Test nicht besteht; andererseits ist es auch nicht direkt gut. Der Bechdel-Test liefert einen ersten Eindruck die Repräsentation von Frauen betreffend, jedoch sollte er unter keinen Umständen ohne die Einbeziehung des Kontextes des Filmes beziehungsweise des fiktiven Werkes geschehen. So wird es ein einigermaßen realistisches Historiendrama über die Grabenschlachten im Zweiten Weltkrieg es eher schwer haben, überhaupt weibliche Charaktere zu haben.

Genauso gibt es Werke, in welchen die Anzahl der Charaktere so limitiert ist, dass es keine tatsächliche Möglichkeit gibt, für zwei weibliche Charaktere in Kontakt zu treten. Beispielhaft sind hierbei die Filme “Es” und “Thor: Tag der Entscheidung”, welche gleichermaßen im Jahre 2017 erschienen. Beide haben starke weibliche Figuren, welche die Handlung signifikant voranbringen; bei “Es” tritt die weibliche Hauptfigur aufgrund der sehr limitierten Anzahl von Charakteren nie wirklich mit einer anderen weiblichen Figur zusammen. Im Film “Thor: Tag der Entscheidung”, in welchem die Figuren fast noch limitierter sind, treffen die weibliche Protagonistin und die weibliche Antagonistin nie in einer Situation aufeinander, in welcher sie ein Gespräch führen könnten, obwohl sie den Film mit ihrer Stärke immens unterstützen. Ein Gespräch würde im Kontext schlicht keinen Sinn ergeben.


Diese fiktionalen Werke, in welchen Frauen als starke, unabhängige Personen auftreten, sind nicht das Problem. Vielmehr sind es die Werke, in welchen die Frau nur als Typ auftritt und damit nur eine Charaktereigenschaft vertritt: gut genug aussehen, um für den männlichen Protagonisten als “Love interest” zu dienen.


Ein solches Bild von Frauen mag für die Frau per se nichts Schlechtes sein; eine Frau sollte ihren Wert als gleichgestelltes menschliches Wesen schließlich kennen und wertschätzen. Das größere Problem sind hierbei vor allem junge Männer, welche mit solchen Porträtierungen von Frauen aufwachsen. Sie lernen, dass es Frauen besser geht, wenn man sie herumscheucht und dass es ihnen auch danach verlangt; das erzählen sie schließlich im Film auch ihren Freundinnen! Viel zu oft wird bei solch alltäglich wirkenden Situationen der Unterschied zur Realität nicht einfach vergessen, sondern direkt ignoriert.


Frauenfeindlichkeit ist etwas, das gelehrt wird. Einer der besten Lehrer in unserem Zeitalter des Internets ist die moderne Filmindustrie und die Ignoranz derer, welche sich unreflektiert von solch Ungerechtigkeit beeinflussen lassen.


Von Ploypeilin

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