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Interview mit zwei geflüchteten jungen Frauen aus der Ukraine

Das Interview führte unserer Redakteurin Emilia.


Der Krieg in der Ukraine beschäftigt viele schon seit dem 24. Februar 2022. Überall in den Medien wird über die Lage in der Ukraine berichtet, täglich hört man Neuigkeiten aus dem Radio und Fernsehen und sogar in der Schule wird auf den Krieg aufmerksam gemacht. Obwohl so viel über den Krieg geredet wird und man sich ausreichend informieren kann, bleiben manche Fragen bezüglich des Konfliktes offen.

Wie war es in der Ukraine vor Ausbruch des Krieges?

War der Krieg vorhersehbar?

Was passiert nun mit den Geflüchteten?


Um ein paar Fragen zu beantworten, habe ich mich mit zwei Frauen aus der Ukraine getroffen, die vor wenigen Monaten nach Deutschland geflohen sind.

Ihre Namen sind Victoria und Melina und beide erzählen von ihren Geschichten auf der Flucht nach Deutschland und von der Zeit in der Ukraine.


Wie war das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine vor dem Krieg 2022?

Victoria erzählt mir, dass das Verhältnis zwischen Ukrainern und Russen vor dem Krieg gut war. Sie berichtet von den russischen Soldaten an den Grenzen, die eher auf die Ukrainer aufgepasst haben, und fügt lachend hinzu, dass sie sie manchmal sogar auf einen Wodka eingeladen haben. Trotzdem hatte sie zeitweise Angst. Victorias Mann wurde vor vier Jahren als Soldat im Krieg im Donbass eingesetzt und verteidigt sein Land nun erneut.

Melina und Victoria berichten, dass die Ukrainer eigentlich nur in Frieden leben wollen und dass der Krieg nicht zwischen den Bewohnern, sondern hauptsächlich zwischen den Politikern herrscht.

Das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine schien für beide vor dem Krieg wie das einer Familie.

,,Manchmal wird eben gestritten, dann versöhnt man sich aber wieder.’’

Trotzdem weist mich Melina darauf hin, dass vor allem durch Soziale Medien wie Facebook oder Twitter vereinzelt Hass-Nachrichten von russischen oder anonymen Nutzern geschrieben werden. Dies geschah schon vor dem Krieg, doch besonders jetzt treten solche Nachrichten öfters auf.


Wie war es für euch, als ihr erfahren habt, dass Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausgebrochen ist?


Victoria und Melina erzählen, dass sie nicht mit einem Krieg gerechnet haben und dass sie die Aussagen der russischen Seite für Propaganda hielten.

Die Angriffe auf die Ukraine begannen in der Nacht vom 24. Februar um ungefähr 5:00 Uhr morgens. Melina wurde von einer Explosion aufgeweckt und wusste zuerst nicht, was geschah. Sie schrieb direkt ihren Freunden, dass Bomben abgeschossen wurden, und rief ihre Mutter an. Sie kann sich nicht mehr genau daran erinnern, woher sie ahnte, dass der Krieg begonnen hatte. Panik brach im Studentenwohnheim aus und sie wusste nicht genau, was sie tun sollte. Melina war alleine, doch durch einen glücklichen Zufall kam ihre beste Freundin am Tag vor dem Krieg nach Kharkiv. Sie vereinbarten, dass ihr Vater sie nach Lemberg (Lwiw) bringen würde. Zuerst dachte sie, der Krieg wäre nichts Ernstes und würde nur wenige Tage anhalten. Aber so war es nicht.

Melina berichtet mir: ,,Wir fuhren quer durchs Land und alles, was um mich herum passierte, war wie in einem Film. Lange konnte ich nicht akzeptieren, dass mir das passiert ist. Aber ich möchte sagen, dass ich nicht alles erlebt habe, was meine Familie in Mariupol durchgestanden hat. Ihre Geschichte ist viel schrecklicher und tragischer. Ich habe die Leichen nicht gesehen, ich habe die zerstörten Häuser und Straßen nicht gesehen. Ich mache mir große Sorgen um meine Familie, konnte lange nichts essen, hatte Schlafstörungen und weinte jeden Tag.’’


Wie ist es nun für euch in Deutschland?


Melina und Victoria sind froh und dankbar in Deutschland leben zu dürfen, allerdings mussten beide viel zurücklassen. Victorias Mann kämpft im Krieg gegen Russland und sie erzählt, dass die meisten Frauen aus der Ukraine nur warten und hoffen können, so wie sie selbst.

Melinas Großeltern befinden sich noch in Mariupol und können krankheitsbedingt nicht fliehen oder anrufen, da die Verbindung sehr schlecht ist. Außerdem musste Melina ihre beiden Katzen in der Ukraine lassen und hat ihre Freunde und Familie sehr lange nicht mehr gesehen. Victoria und Melina planen eine Zukunft in Deutschland. Victoria sucht zurzeit nach einer Arbeit, berichtet aber, wie schwer das sei, wenn man nicht genug deutsch spreche. Melina hat in der Ukraine studiert und möchte dies auch in Deutschland tun, allerdings muss sie dafür bessere Deutschkenntnisse haben. Beide besuchen regelmäßig Deutschkurse und lernen auch selbständig viel, doch die Wartezeit, um einen Kurs besuchen zu können, beträgt mehrere Monate und die Online-Angebote kosten oft viel Geld.


Was wünscht ihr euch für die Zukunft?


Sowohl Victoria als auch Melina wünschen sich Frieden und ein Ende des Krieges.

Sie hoffen, dass die Sanktionen helfen und der Krieg bald zu Ende geht.

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