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Geisternetze – ewige Fallen

Updated: Jun 21, 2023

Artikel von unserer Autorin Helene Schultz


Durch Geisternetze sterben mehrere Millionen Lebewesen pro Jahr im Wasser sowie auch an Land.


Zwischen 30 und 50 Prozent des weltweiten Plastikmülls in den Meeren sind Netze und Netzteile. In den 1960ern wurden noch Naturstoffe wie Hanf zum Netze-Bau verwendet. Doch das hat sich in den letzten vier Jahrzehnten verändert und heutzutage werden zum Beispiel Nylon und andere Kunststoffe verwendet, die zwischen 400 und 600 Jahren brauchen, um zu Mikroplastik, das ebenfalls fatal für unsere Meere ist, zersetzt zu werden. Fast die Hälfte des Great Pacific Garbage Patchs, der Müllstrudel in der Nähe von Hawaii, besteht aus herrenlosen Netzen, der Strudel ist 4,5 mal so groß wie Deutschland und umfasst ca. 80 Tonnen Plastik. Aber auch in den deutschen Meeren sind Geisternetze ein Problem. Zwischen 5000 und 10000 Netzteile gelangen pro Jahr in die Ostsee (2011). Neben dem Meer sind auch viele europäische Strände betroffen, 10 Prozent des Mülls an diesen Stränden sind Netze und andere Fischereigeräte.

Die Fischernetze gelangen auf verschiedenen Wegen in die Meere. Schleppnetze, die hinter den Fischerbooten hergezogen werden, verfangen sich in Korallen oder Wracks und reißen sich los, Stellnetze werden durch Stürme herausgerissen oder die Netze gehen bei Schiffsunglücken über Bord. Aber Fischernetze gelangen nicht nur durch Unfälle ins Meer. Sondern auch absichtlich, sei es, weil die Entsorgung sich aufgrund hoher Kosten für die Fischer nicht lohnt und es günstiger ist, die Netze im Meer zu Entsorgung, oder durch fehlendes Abfallmanagement bei Reparaturarbeiten. Auch ein Problem ist die illegale Fischerei. Beim Flüchten schneiden die Fischer die Netze von den Booten, um schneller zu sein. Die Netze bleiben dann teilweise aufrecht in Wassersäulen zurück und fischen sinnlos Jahrhunderte weiter.


Das ist auch das erste Problem der Geisternetze. Sie fischen jahrelang weiter. Viele Meerestiere verfangen sich in den Netzen, darunter alle Arten von Fischen, Haien, Delfinen oder auch Schildkröten, und sterben qualvoll. Durch das Zappeln werden Raubfische und Wasservögel angelockt und verfangen sich dann selbst in den tödlichen Netzen. Wenn sich die Netze zu Mikroplastik zersetzten, sind sie eine neue Gefahr. Mikroplastik enthält Schadstoffe und zusätzlich halten Meerestiere das Plastik für Nahrung. So gelangt es in das Nahrungsnetz und schließlich auch auf unseren Teller. Am Beispiel von angespülten Walen ist zusehen, dass Netze auch nicht zuerst zersetzt werden müssen, denn die Walmägen beinhalteten Teile von ganzen Fischernetzen. Das Plastik im Magen verstopft diesen auch und so verhungern die Tiere mit einem Magen voller Plastik. Auch Landtiere sind betroffen, nicht nur, weil sie Teil des Nahrungsnetzes sind, sondern auch, weil sie sich in den Netzen verheddern, bis sie sich nicht mehr weg bewegen können. Der Basstölpel auf Helgoland verwendet zum Beispiel Netzteile zum Bau seiner Netze, in denen können sie sich selbst oder ihre Nachkommen verheddern.


Alte Netze sollen eigentlich recycelt werden. In Europa ist die Entsorgung von Fischereigeräten auf See verboten. Fischer sollen die Netze entweder selbst bergen oder der nationalen Behörde melden und damit die Verantwortung dem Staat übertragen. Doch müssen gemeldete Netze nicht geborgen werden, weshalb es in Deutschland auch kaum getan wird. Die Bergungen werden also auch häufig über Vereine und Spenden bezahlt. Das Herausziehen solcher Netze ist unglaublich schwierig, braucht mehrere Profis, viel Geld, Zeit und noch dazu ist es sehr gefährlich.

Deshalb arbeiten eigene Tierschutzvereine auch mit Tauchern und Fischern zusammen, um das Meer von den Geisternetzen zu befreien. Diese beschäftigen sich auch mit möglichen neuen Verwendungen für die Netze. Zum Beispiel wird aus dem Nylon Garn, das dann für Bikinis und Rucksäcke verwendet wird, oder die dicken Netzteile zu Pellets für Skateboards und Handyhüllen, das betrifft aber nur einen kleinen Teil der Netze. Auch durch Aufklärung wird versucht, auf das Problem aufmerksam zu machen.


Aber was kann man nun tun? Eine Sache ist, den Fischkonsum zu überdenken. Nicht nur die Menge oder überhaupt, sondern auch woher er kommt. Einige Tierschutzvereine empfehlen unbedenklichere Marken. Auch Fischfarmen sind eine Alternative, obwohl diese natürlich wieder andere Kritikpunkte haben. Sonst hilft es, andere Leute auf das Thema aufmerksam zu machen oder an Vereine zu spenden, die Bergungen machen. Auch muss sich einiges von der Seite der Staaten ändern. Bergungen sollten vom Staat (mit-)finanziert werden und auch Prämien wären eine Möglichkeit, Fischer zu motivieren. Wichtig ist natürlich auch eine Aufklärung für Fischer und Konsumenten.

Fischfang ist eines der vielen Probleme unsere Zeit und ist nicht nur mit Blick auf die Überfischung sowie vieles andere kritisch zu sehen, sondern trägt auch zur Zerstörung von Lebensräumen bei. Am Ende werden auch uns diese Eingriffe betreffen, sei es durch Mikroplastik oder anderweitig.


Auf YouTube gibt es viele Videos von Geisternetzbergungen, die zeigen wie mühsam es ist, die Netze zu bergen.


Quellen:

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