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Leistungsdruck

Artikel von unserer Redakteurin Amelie Trost


Ein großes Thema momentan in Schulen, vor allem in bilingual unterrichteten Klassen, ist Leistungsdruck. Viele haben das Wort schon einmal gehört, wissen aber nicht damit umzugehen. Was bedeutet eigentlich Leistungsdruck? Wie kommt es dazu? Was kann man dagegen tun und wie sieht er in anderen Ländern aus?


Unter Leistungsdruck kann man einen psychischen Druck, der durch den Zwang zu hohen Leistungen ausgelöst wird, verstehen. Egal ob in der Schule, auf der Arbeit oder im Sport, Leistungsdruck gibt es überall. Es muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, bis zu einem gewissen Punkt ist es sogar gut, da es einen anspornt.

Doch hat man die Grenze überschritten, kann es schnell ungesund werden. Sowohl seelisch als auch körperlich. Oft sind Auslöser dafür, dass man ständig in Konkurrenz steht, egal ob mit anderen oder sich selbst, jedes Verhalten wird automatisch verglichen, gemessen oder bewertet. Der Druck kann von außen kommen, aber auch von einem selbst. Irgendwann wird dieser Druck an Erfolge und/oder Fähigkeiten so groß, dass man unter Dauerstress steht. Man fühlt sich nicht mehr in der Lage, eigenen oder auch den Ansprüchen von anderen gerecht zu werden. Man hat nichts im Kopf außer „größer, höher, schneller, weiter.“ Auf Dauer kann dies ziemlich ungesund werden. Herzrasen, Schlafstörungen und Nervosität sind oft Anzeichen.


In der Schule ist Leistungsdruck so gut wie nicht wegzudenken. Viele Arbeiten in einem zu kurzen Zeitraum. Zu viel Druck, nur sehr gute bis gute Noten zu schreiben. Dabei geht die Welt nicht unter, wenn es mal befriedigend oder auch mangelhaft ist. Man braucht auch mal kleine Ausrutscher, um Erfolge wirklich schätzen zu können. Jeder Mensch macht Fehler, nur so lernt man. Doch viele haben Angst, Fehler zu machen, zu versagen. Leistungsdruck ist oft mit Versagens-Ängsten verbunden. Was auch Folgen sein können, sind Depressionen, Traurigkeit bis hin zum Burnout. Die meisten machen ihr Glück abhängig von Erfolgen. Doch Erfolge machen einen auf Dauer gar nicht glücklich. Seiner Leidenschaft nachzugehen, ab und zu einfach mal zu lachen. Das ist Glück.


Deutschland gehört zu den Ländern, in denen Leistungsdruck am verbreitetsten ist. Nur Südkorea, Japan und Frankreich können das toppen. Vor allem in Japan ist Leistungsdruck ein großes Thema. Dort geht es sogar so weit, dass sich Leute aus der Gesellschaft zurückziehen und isolieren. Einfach, weil sie mit dem großen Druck von der Gesellschaft aus nicht zurechtkommen. Diese nennt man auch Hikikomori, was so viel wie gesellschaftlicher Rückzug bedeutet. Ein Hikikomori zieht sich für mindestens sechs Monate zurück. Meistens sind es Jahre oder Jahrzehnte. Die meisten sind männlich. Es gibt ca. 1,6 Millionen von ihnen und die meisten sind junge Erwachsene, die sich von den hohen schulischen Erwartungen von der Gesellschaft überfordert fühlen. Versagensangst und die Fähigkeit, nicht zwischen Fassade und wahrem Ich zu unterscheiden, bringen sie zu dieser Isolation. Eltern reagieren meistens falsch auf die Isolation oder erkennen sie erst gar nicht. Oft ziehen sich die Opfer in ein einzelnes Zimmer zurück, schlafen nur, bekommen nichts um sich herum mit und versuchen das Sprechen zu verlernen. Sie bekommen das Leben aus einem anderen Blickwinkel mit. Hikikomori gibt es überall auf der Welt, doch haben keinen Namen.


Auch ich selbst habe schon Erfahrungen mit Leistungsdruck gemacht. Ich selbst mache mir viel Druck, möchte nicht versagen und bin sehr ehrgeizig und perfektionistisch. Im Sport wollte ich immer Erfolge haben, in der Schule nur Einsen, doch irgendwann hat gar nichts mehr funktioniert. Mir ging es körperlich und seelisch nicht gut, das konnte man mir sogar ansehen, doch ich konnte einfach nicht aufgeben, da es für mich als Versagen zählte. Ich habe mich fast selbst kaputt gemacht, war nur noch unglücklich. Ich habe mich unglaublich dumm gefühlt, weil einfach nichts funktioniert hat. Vor Arbeiten und Turnieren habe ich mir schon so viel Druck aufgebaut, dass ich nur umso mehr Fehler gemacht habe. Meine Eltern sind irgendwann dazwischen gegangen. Es war für sie nicht einfach, zu sehen, wie ich mich selbst zerstöre.

Ich habe eine Turnierpause gemacht, mich auf das Wesentliche im Leben konzentriert. Freunde, Familie und Spaß! Ich habe schnell gemerkt, dass das alles viel wichtiger ist als Pokale, Medaillen und Schleifen. Und das, was ich anderen erzähle, ist, wie toll meine Clique ist, wie lustig dieser Misserfolg war, und nicht, wie es war, die fünfzigste Medaille zu holen. Das ist Glück. Zeit mit Menschen zu verbringen, die einem am Herzen liegen. Das verstehe ich unter Glück, ab und zu einfach mal zu lachen.


Tipps gegen Leistungsdruck:


1. Mach dir immer vergangene Erfolge bewusst, sei stolz darauf.

2. Blende bewusst das Wort „versagen“ aus.

3. Atemübungen und Yoga können helfen.

4. Spaziergänge und Sport zum Ausgleich

5. Verbringe Zeit mit Leuten, die dir am Herzen liegen.

6. Lächle nach dem Aufstehen in den Spiegel und sage dir, dass du toll bist, so wie du bist.

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